Arthur Eloesser mit (v.l.) Bernhard Kellermann, Adolf Grimme, Heinrich und Thomas Mann
NEU ERWORBENE ORIGINALE
von Thomas Mann an Arthur Eloesser
Um 1910 notiert Thomas Mann für einen geplanten Essay über den Begriff der Literatur: „Die Litteraturfeindschaft den Deutschen gewissermaßen eingeboren. Rolle der Litteratur in München. Scheu; unheimlich. Gegensatz zur ‚Kunst‘. In Berlin besser dran, weil Helligkeit, Witz und jederlei Culturstreben ihr entgegenkommen. Außerdem jüdischer Geist. Volk des Buches…“.[1] Manns Lob des Berliner Kulturstrebens und des jüdischen Geistes, der in der Metropole des Deutschen Reichs ein verbrieftes Hausrecht besaß, darf man auch seinem Berliner Kritiker und Biographen Arthur Eloesser persönlich zuschreiben. Seit Beginn seiner Karriere als Theater- und Literaturkritiker der Vossischen Zeitung hat Eloesser für die Entwicklung eines echten literarischen Klimas in Deutschland gekämpft. Seine Beziehung zu Thomas Mann beginnt 1901 mit einer recht skeptischen Besprechung der Buddenbrooks, sie reicht – nach einer langen Reihe von Kritiken und Kommentaren zu fast allen Produktionen Thomas Manns – bis zur letzten Publikation 1935 in der Jüdischen Rundschau über den „Dichter des Joseph-Romans“. Eloesser fiel als Kritiker selten mit der Tür ins Haus, am wenigsten bei Thomas Mann, der Eloessers diskret-diplomatisch formulierten Würdigungen und kritischen Hinweise zu schätzen wußte. Den Höhepunkt von Eloessers Beiträgen zum Werk Thomas Manns bildet seine 1925 zum 50. Geburtstag des Schriftstellers veröffentlichte Biographie.
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[1] ‚Geist und Kunst‘. Thomas Manns Notizen zu einem ‚Literatur-Essay‘. Ediert und kommentiert von Hans Wysling. In: Paul Scherrer / Hans Wysling, Quellenkritische Studien zum Werk Thomas Manns (Thomas-Mann-Studien, Erster Band), Bern-München, Frankcke 1967, S. 157 (Nr. 10).
Brief von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 15.6.1925
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 26.6.1927
Lieber Doktor Eloesser,
herzlichen Dank für Ihre Begrüßung! Ich freue mich des mir erwiesenen Vertrauens und habe neulich schon einmal mit vieler Würde das Prosodium geführt. – Auch gute Erholung in Nauheim!
Ihr Thomas Mann
Brief von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 14.11.1928
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser 28.5.1929
Lieber Dr. Eloesser,
in aller Eile sandte ich Ihnen vor der Abreise noch an Reden, was ich zusammenraffen konnte. Eine Begrüßungsansprache an Hauptmann, in München gehalten, kann ich absolut nicht finden, was unangenehm ist, da ich einen Essayband zusammenstellen soll. Bis auf das Reden-Büchlein hätte ich, ohne zu diesem Zweck, die Sachen gern nach Gebrauch zurück. An meinem Geburtstag im Rathaus haben Sie mich ja selbst gehört.
Herzlich
Thomas Mann
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser 14.11.1929
Brief von Thomas Mann an Arthur Eloesser 5.5.1930
Lieber Dr. Eloesser,
wollen Sie zusehen, ob man diesem Briefschreiber etwas helfen kann? Bitte, ihn bald direkt zu bescheiden.
Ihr T. M.
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 4.7.1930
Lieber Dr. Eloesser,
Kayser hat mir Ihre elegante Mario-Besprechung schon geschickt, und ich habe große Freude daran gehabt. Besonders dankbar bin ich Ihnen dafür, daß Sie das Politische sehr aus dem Spiel lassen und sich ans Künstlerische und Menschliche halten, auch ans Irrationale, was ja freilich eigentlich nur bei Dichtern, nicht bei bloßen, armen und bloßen Schriftstellern vorkommen soll. Merkwürdig, ich stecke doch zweifellos tief in der bürgerlichen Vergangenheit, aber wenn ich das so lese von dem „Bau aus Stahl und Glas, komme ich mir ganz keß und fortgeschritten vor.
Ihr Thomas Mann.
Anmerkung:
Rudolf Kayser war der Herausgeber der Neuen Rundschau, in der Eloessers Besprechung von Thomas Manns Novelle Mario und der Zauberer erschien
https://arthureloesser.de/wp-content/uploads/2024/11/Eloesser-Mario-und-der-Zauberer.pdf
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 27.1.1932
Lieber Dr. Eloesser,
vielen Dank für Ihren Brief vom 7.! Ich erhole mich sehr schwer von einer Grippe, die mich um Weihnachten befiel und bin gezwungen, bei herabgesetzten Kräften die Vorträge auszuarbeiten, mit denen das Goethe-Jahr mich belastet. Der Februar ruft unterdessen, und ich leide darunter. Anfang Februar will ich für 3 Wochen nach St. Moritz, um Kräfte zu sammeln. Dann folgen schon Schweizer Vorträge. Wann ich dazu kommen werde, über Ihren glänzenden II. Band zu schreiben, kann ich nicht sagen.Vorläufig reicht es kaum zum Drin-blättern.
Ihr Thomas Mann.
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 16.11.1932
Lieber Dr. Eloesser,
von der Reise zurück, schreibe ich an einem Artikel über den zweiten Band, gar nicht so kurz, doch 5, 6 meiner Handschriftseiten. Er geht morgen oder übermorgen an die Rundschau ab. Nur Dank für Nachricht.
Ihr Thomas Mann
Postkarte von Thomas Mann an Arthur Eloesser vom 18.6.1935
Einen herzlichen Reisegruß, lieber Dr. Eloesser, und Dank für Ihr freundliches Gedenken und seine literarische Bekundung! Es war ein schönes Fest, das mir wohlgetan hat, ich will es nur gestehen.
Ihr Thomas Mann
Anmerkung:
Thomas Mann bedankt sich für Eloessers Artikel zu seinem 60. Geburtstag, der in Jüdischen Rundschau publiziert wurde.